Mit Abpfiff gab es kein Halten mehr! Am 02. Juni 2013 steigt RB Leipzig nach einer nervenaufreibenden Partie gegen die Sportfreunde Lotte in die 3. Liga auf. Christian Müller gehört zu den Aufstiegshelden von damals. Der heute 37-jährige blieb dem Verein auch nach der Karriere treu und ist im Marketing des Vereins tätig. Wir haben ihn zu diesem historischen RBL-Moment befragt.
Für viele Fans ist das Aufstiegsspiel das emotionalste Spiel der Vereinsgeschichte. Kannst du das nachvollziehen?
Ja klar. Ich durfte es ja selbst miterleben. Wir sind nach dem 2:0 Sieg im Hinspiel in das kleine Stadion in Lotte gefahren und hatten dabei ein sehr gutes Gefühl. Wir rechneten nicht damit, dass sich das Spiel als emotionale Achterbahnfahrt entpuppte. Es war heiß und wir lagen schnell 0:1 zurück. Wir hatten Angst, alles zu verlieren. Unser Trainer Alexander Zorniger wechselte nur noch defensive Spieler ein, Lotte packte offensiv alles aus. In der Nachspielzeit traf die Heimmannschaft dann zum zweiten Mal und es ging in die Verlängerung. Ein ganz schöner Dämpfer! Doch wir mobilisierten unsere Kräfte, machten noch zwei Buden und stiegen in die 3. Liga auf!
In der Liga seid ihr souverän durch die Saison gerauscht und dann geht es in die kräftezerrenden Relegationsspiele. Wie war die Stimmung der Mannschaft in der Vorbereitung?
Wir hatten in 30 Spielen nicht verloren und gingen dementsprechend mit viel Selbstvertrauen in die bevorstehende Relegation. Aber auch die Sportfreunde Lotte hatten in der Regionalliga West keine Punkte liegen lassen. Die zwei stärksten Mannschaften der Relegation trafen aufeinander. Mit dem positiven Erlebnis aus dem Hinspiel sind wir angespannt und vorfreudig in das Spiel gegangen. Wir wussten, dass uns viele Fans begleiten und für Gänsehautatmosphäre in diesem kleinen Stadion sorgen würden.
Was ging dir durch den Kopf, als das 0:2 in der Nachspielzeit fiel?
Die Flanke kam über meine Seite, ich sah dem Ball nur noch hinterher, wie er quergelegt und ins Tor geschoben wurde. Das war schon ein brutaler Schockmoment. Gefühlt waren wir schon aufgestiegen und dann kam dieses Brett in der Nachspielzeit. Dennoch haben wir uns nochmal zusammengerissen. Im Training hatte Defensive immer gegen Offensive gewonnen und dieses Wissen holten wir uns in die Köpfe.
Das spricht für Mentalität, wenn man so einen Schock verarbeiten kann. Da war die Rückfahrt mit dem Zug sicher eine große Feierei?
Der ganze Kader war in Lotte und auch die Auswechselspieler stürmten am Ende den Platz. In der Kabine ging es dann rund. Es wurde richtig gefeiert. Im "Fan-Zug" waren wir noch eine halbe Stunde mit Familie und Staff im eigenen Abteil und haben dann den Feiermarathon durch den Zug angetreten. Es war traumhaft und feuchtfröhlich, wie wir gefeiert wurden. Ich habe mein Trikot bestimmt dreißig Mal zum Trikottausch gewechselt und alle waren so erleichtert den Aufstieg endlich geschafft zu haben. Das war so ein Kickstart für RB Leipzig und hat uns als Mannschaft eng zusammengeschweißt.
Was bedeutet dir das Aufstiegsrelegationsspiel gegen die Sportfreunde Lotte für dich persönlich?
Aufgrund der vorangegangenen Dramatik stellt dieses Spiel das emotionalste Erlebnis meiner Karriere dar. Ich denke auch viele Leute aus der Fanszene, die damals dabei waren erinnern sich noch gerne an das Spiel in Lotte und das ist greifbare Geschichte des Vereins.